Die letzten Jahre in Cloudy Junes Karriere sprechen für sich: über 24 Mio. Views auf Instagram Reels und TikToks, 815.000 monatliche Hörer*innen auf Spotify und mehr als 26 Mio. Streams auf Spotify. Die queere Musikerin kommt aus Berlin und konnte dieses Jahr ihre erste Deutschlandtour spielen, die fast restlos ausverkauft war. Die Melodita Redaktion durfte ihr Konzert in Frankfurt besuchen.
Der Abend begann mit sanften Gitarrenklängen von MARISABELLE und ihrem Gitarristen. Am Anfang noch sehr aufgeregt, legte sich die Nervosität mit der Zeit etwas und die junge Sängerin kam auf der Bühne an. Mit ihrer angenehmen Art und verletzlichen Songtexten verzauberte sie das Publikum in wenigen Minuten. Durch die sehr verständnisvolle und unterstützende Menge war die Künstlerin mehrmals zu Tränen gerührt und konnte ihrer Dankbarkeit, hier zu sein, gar nicht genug Ausdruck verleihen.
Auch wenn es musikalisch ein großer Kontrast zu Cloudy Junes Set war, passte MARISABELLE perfekt in den Abend. Sie hat über die erste Liebe gesungen, über unerwiderte Gefühle, darüber, wie fragil – vor allem auch queere – erste Beziehungen sein können. Und genau diese Themen und Erfahrungen konnte der Großteil im Publikum nachvollziehen, was man an der sehr herzlichen, offenen Atmosphäre schnell merkte.
Welcome to the Unthinkable Tour
Nachdem MARISABELLE die Bühne verlassen hatte, gab es noch eine Umbaupause mit einer sehr perfekten Playlist – es entwickelte sich hier schon fast zu einem eigenen Konzert, spätestens als alle anfingen “I hopped off the plane at LAX” zu singen, war die Stimmung und Vorfreude mehr als hoch. Irgendwann verstummten die Lautsprecher, das Licht wurde heruntergefahren und die Show konnte beginnen.
„Dear audience, attention please. The artist is about to enter the stage. Welcome to the Unthinkable Tour”, begrüßt eine Stimme das Publikum. Die Band ist bereits auf der Bühne, ein Medley beginnt zu spielen. Wenige Momente später betritt Cloudy June die Bühne und stimmt den ersten Song an, „Monsters in My Mind“.
Und bereits ab dem ersten Song schafft Cloudy es, ordentlich Stimmung im Publikum zu machen. Die Fans sind sehr textsicher, die Sängerin bewegt sich selbstbewusst über die Bühne und nimmt den Platz ein, der ihr gehört.
Hat man erwartet, die Studioversion genauso live zu hören – wie das durchaus oft passiert – ist man hier an der falschen Stelle. Doch das ist keineswegs eine Enttäuschung. Die Songs sind rockiger, das Zusammenspiel zwischen den Bandmitgliedern klingt hervorragend und man hat keine andere Wahl, als einfach abzugehen zu den Songs. Man wünscht sich sogar ein klein wenig, dass Cloudy irgendwann in naher Zukunft ein Live Album auf Spotify veröffentlicht.
Der letzte Tour Stop
Ihre erste eigene Deutschland-Tour – das war die Unthinkable Tour für Cloudy June. In 5 Städten hat die Künstlerin Halt gemacht, alle Termine fast restlos ausverkauft, der Tourabschluss war heute am 28.05. in Frankfurt. Aber dass dies die erste Tour war, hat man weder ihr noch dem Publikum angemerkt – das Publikum war einfach nur wild.
Wenn auch nicht zu 100 % textsicher – zum Beginn der zweiten Strophe von “FU in my head” (“sorry I think I zoned out can you say that again?”) war das Publikum wahrscheinlich einfach gerade selbst “zoned out”, weil sie eine ihrer Lieblingskünstler*innen gerade live sahen – sangen alle immer aus voller Lunge mit und konnten die Texte insgesamt eigentlich doch sehr gut.
Spätestens bei “Mommy Issues” merkt man, mit wie viel Energy und Leidenschaft die Fans die Lyrics zurück schreien – auch wenn es sich dabei ein ganz kleines bisschen so anfühlt, als würde man sich in einem Raum voller wlw (women loving women) befinden, die damit alle gerade ihren Crush auf Cloudy herausschreien.
Nicht nur Exes, sondern auch neue Songs
Neben all den bekannten Songs, die Cloudy im Laufe der letzten zwei Jahre veröffentlicht hat, spielte sie auch eine Handvoll noch unveröffentlichter Songs. Das Publikum kannte die Titel zwar noch nicht, wurde aber unmittelbar in ihren Bann gezogen. Vor allem der Song “No Exes just O’s” blieb dabei hängen – als Acoustic Version gespielt, hat Cloudy zu Beginn des Songs vorgeschlagen, dass sich dafür alle auf den Boden setzen, sie selbst saß am Rand der Bühne. In dieser ruhigen Atmosphäre lauschten alle ganz gebannt ihrer Stimme, bevor zum Ende hin mit “DNA” und “Girls” noch einmal richtig abgefeiert wurde.
Dass Cloudy June für sehr, sehr viele junge queere Frauen ein Vorbild ist, wird sehr klar, als sie zu “DNA” eine Pride Flag zieht – der ganze Raum schreit und jubelt und es ist ein Moment, in dem sich alle queeren Personen dort nochmal feiern, ein Moment, der vielen das Gefühl schenkt, gesehen zu werden, akzeptiert zu werden.
Danach verließ Cloudy kurz die Bühne, bevor sie für zwei Zugaben zurückkam. Das Publikum und auch die Band gab nochmal alles, bevor dann mit dem letzten Ton von “Throw up when I see your face” eine sehr erfolgreiche Tour beendet wurde.
Ende Gelände für die Tour – doch nicht für lange
Die Tour war hiermit vorbei, alle wirkten sehr sentimental, auch das Publikum war noch gecrashed von den letzten zwei Stunden. Nach der Show konnten die Fans auch noch mit MARISABELLE und Cloudy sprechen, beide kamen noch vor die Bühne.
Alles in allem war es eines der besten Konzerte, die ich dieses Jahr besucht habe. Cloudy June hatte ich am Anfang des Lockdowns auf TikTok entdeckt – passend dazu habe ich das Konzert mit Corona verlassen. Aber trotz meinem persönlichen Lockdown in den folgenden zwei Wochen, bereue ich das Konzert absolut nicht. Cloudy nach 2 Jahren TikTok Videos und Singles, die im Ohr bleiben, live zu erleben, hat sich mehr als gelohnt. Schon einzig und alleine dadurch, dass sich die Live Versionen der Songs so von den Studio Versionen unterscheiden, lohnt sich der Konzertbesuch, aber auch ihre Bühnenpräsenz und ihre Band haben das Konzert zu einem guten Abend gemacht.
Wer jetzt neugierig ist und sich auch die unfassbar guten Live Versionen der Songs anhören möchte, hat auch bald wieder die Möglichkeit dazu: dieses Jahr spielt Cloudy June noch auf mehreren Festivals und nächstes Jahr wieder ihre eigene Tour – und diesmal nicht nur in Deutschland. Also kauft Tickets und feiert einen Abend lang ab, ich kann euch sagen: es wird sich sowas von lohnen.
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(jf)