Allgemein, CD-Reviews

dodie – „Build A Problem“

Erst 26 Jahre alt, seit knapp zehn Jahren auf YouTube unterwegs und millionenfache Klicks. Das ist die britische Sängerin dodie, die nun nach drei EPs Intertwined (2016), You (2017) und Human (2019) ihr Debütalbum „Build A Problem“ veröffentlicht. Zusätzlich zum 14 Track Album erscheint auch eine Deluxe-Version mit weiteren acht Songs ihrer YouTube-Reihe „ALOSIA“ (A Lot Of Songs In April/August) in Demoform. Build A Problem ist ein Werk voller Emotionen, Ehrlichkeit und Verarbeitung. Dodie präsentiert sich mit ihrem Release als Geschichtenerzählerin und zieht so schon seit Jahren zahlreiche Fans in ihren Bann.

Gleich zu Beginn von „Build A Problem“ zeigt die Engländerin ihr schreiberisches und musikalisches Talent und eröffnet ihr Album mit dem ruhigen und poetischen Intro „Air So Sweet“, das voller zarter Stimmharmonien bereits einen Vorgeschmack auf den Rest der Platte bietet. Schon mit den ersten Tönen schafft dodie es, ihre Zuhörer*innen zu fesseln. Nach einem sanften Einstieg folgen einige etwas flottere und tanzbare Songs. Hierbei schafft es die Sängerin, trotz schnellerer Beats tiefgründigere Texte zu verpacken. In „Hate Myself“ spricht sie von Unsicherheiten in einer Beziehung, vermittelt mit ihrer Musik aber gleichzeitig ein Gefühl von Hoffnung. Mit „Hate Myself“, „I Kissed Someone (It Wasn’t You)“ und „Cool Girl“ ist der Einstieg ins Album durch bereits veröffentlichte Singles gezeichnet, welche die Gelegenheit bieten, beschwingt mitzusingen und mitzuwippen. Auch in „Special Girl“ kommt mit jedem Beat ihre Leidenschaft zur Musik mehr hervor.

Während sie im Anschluss mit „Rainbow“ die teils schwierige Lebensrealität von Menschen der LGBTQ+ Community aufzeigt, beschreibt sie auch, wie schön es sein kann, sinnbildlich ein Regenbogen zu sein: „But to say that I’m a rainbow, to tell me that I’m bright, when I’m so used to feeling wrong, well it makes me feel alright“. Trotz der Verarbeitung von Selbstzweifeln und Verurteilung aus der Gesellschaft vermittelt sie einiges an positiver Energie und Kraft.

Foto: Parri Thomas

Die Tracks „?“ und „.“ sind in ihrer Art genauso besonders, wie die Titel. Beide Tracks überzeugen ohne Worte. Der eine mit stimmlichen Harmonien und „hmm“s, der andere ausschließlich mit Streichinstrumenten. Genauso besonders ist, dass die Tracks fließend mit den vorherigen und darauffolgenden Songs „Rainbow“, „Four Tequilas Down“ und „Sorry“ verschmelzen und geradezu perfekt ineinander übergehen. Auch der elfte Song des Albums, „When“, den Fans schon von ihrer Intertwined EP kennen, wird mit einem nahtlosen Übergang eingeleitet. Die zusammenhängenden Songs wurden sicherlich nicht zufällig gewählt. Sie alle werden von einer eher ruhigen Stimmung begleitet und scheinen einen großen Wert auf große Musikalität zu legen. Anders als die bereits veröffentlichten Singles, werden diese Lieder weniger von einem Beat getragen und dafür viel mehr von Streichinstrumenten geführt. Die von dodie arrangierte Streichermusik ist wunderbar auf ihre Songs zugeschnitten, was ihr großes multiinstrumentelles Talent zum Vorschein bringt. Die Lieder fließen geradezu umstandslos neben dem Gesang her und verleihen dem Text somit umso mehr Emotion.

Mit dem letzten offiziellen Track „Before The Line“ verknüpft sie die besten Parts ihrer Musik. Von einem hintergründigen Beat über Stimmharmonien und Streicherparts bis zu tiefgründigen Lyrics. Auch ist es ein angenehmer Übergang von ihren auf Streicher fokussierten Songs zu den beiden abschließenden Bonus Tracks von „Build A Problem“. „Guiltless“ und „Boys Like You“ sind wieder schnellere Songs und machen definitiv Lust auf mehr.

Sie selbst sagt „I’d like people to come away from this album knowing what I can do“. Build A Problem führt einen durch eine mächtige Gefühlslandschaft und gibt Einblicke in die tiefsten Gedanken der Künstlerin. Das Album steckt voller Verletzlichkeit und ist zugleich mindestens genauso therapeutisch. Bestückt mit ausgefeilten Harmonien, träumerischen Streichinstrumenten, genauso wie popmusiktypischen Instrumenten wie Gitarre und Klavier, sowie bedeutungsvollen Texten, ist dodies Debütalbum absolut gelungen. Dodie ist nicht nur eine großartige Sängerin, sondern eine komplette Künstlerin auf allen Ebenen, von der wir in Zukunft sicherlich noch einiges hören werden.

Infos

(jd)