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Nina Attal: mit „funky culture“ von Paris nach NY

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Nina Attal ist gerade mal 22 Jahre jung, hat aber bereits mehr als 300 Live-Konzerte gespielt und stand schon als Support für Zaz auf der Bühne. Ihr neuster Streich führte sie in die USA, direkt in die heiligen Hallen der legendären Avatar Studios (wo schon Paul McCartney und Stevie Wonder aufgenommen haben). Dort nahm sie mit der Créme de la Créme der New Yorker Musikwelt ihr Album „Wha“ auf und festigte damit ihren Ruf als  „aufsteigender Stern der französischen Musikszene“. Mit ihrem Album war sie im November auf Tour und wir hatten das Glück, Pressekarten für ein Konzert in Mainz zu bekommen und ein Interview mit ihr zu führen.

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Im Studio in New York

Ganz frech hatte sie bei einem Festival im Sommer 2013 dem New Yorker Bassisten Jeff Barnes ein Demo mit ihren neusten Songs in die Hand gedrückt. Der Musiker, der schon mit Chaka Khan, Roberta Flack und Stevie Wonder zusammen gearbeitet hat, war so begeistert, dass er sie nach New York einlud, um mit ihm und einigen anderen Szenegrößen ihr Album „Wha“ aufzunehmen. Das Ergebnis ist ein energiegeladener, cooler Mix aus Funk, Soul und Blues, mit fetten Bläsersätzen, groovigen Gitarren-Riffs und Hits wie „Ain’t Gone“, „I Know Your Name“ und „Baby“.

Auch unser Fazit nach der Show in Mainz fiel begeistert aus: Nina Attal war der Hammer! Die Energie der Bandleaderin und ihrer dynamischen Band haute einen fast um. Auch wenn Attal, wie sie selbst sagte, nicht die New Yorker Supermusiker mitgebracht hatte, hatte sie doch „amazing guys“ um sich geschart, die mit ihrer Wahnsinnspower mithalten konnten; allen voran Philippe Devin (git/voc/comp), mit dem sie ihre Lieder komponiert, Damien Cornelis (keyb), Julien Audigier (dr), Edouard Coquard (b/voc), Sylvain Fétis (sax) und Vincent Payen (t). Die Songs der neuen Platte klangen live noch viel schöner, die Bläser kamen fetter und der Bass haute auf die Zwölf wie nix. Ein großartiges Konzert einer mitreißenden Künstlerin mit ihrer grandiosen Band.

Nina-Attal-1Wie hast du deine Bandmitglieder gefunden, mit denen du jetzt auf Tour warst?
Ich habe alle meine Bandmitglieder in einem Club namens “Le Caveau des Oubliettes” in Paris kennengelernt. Dort haben wir viel “open stage” miteinander gejammt und haben so zusammengefunden.

Was gab dir den Impuls auf die Bühne zu gehen?
Ich war 15 als ich meine Liebe für die Bühne entdeckt habe. Ich habe angefangen, Gitarrenstunden in einem alten Blues-Club in Paris namens “Utopia” zu nehmen, wo ich dann mehrmals im Jahr mit der Club-Band Konzerte gegeben habe. Dabei habe ich gemerkt, dass ich auf die Bühne gehöre – es war einfach so natürlich und lustig, meine Musik mit Musikern und Publikum zu teilen.

Wie hast du die Zusammenarbeit mit den amerikanischen Musikern erlebt, mit denen du deine Platte aufgenommen hast?
Es war einfach atemberaubend, mit solch talentierten und berühmten Musikern wie Steve Jordan, Cory Henry, Bashiri Johnson und Jerry Barnes zusammenzuarbeiten. Man fühlt sich an ihrer Seite wie ein Kind. Sie haben mir so viel beigebracht! Ich konnte gar nicht richtig glauben, dass sie da sind, um mein Album aufzunehmen – Jerry hat mir damit einfach eine riesige Chance gegeben!

Warst du sehr aufgeregt, als du nach New York ins Studio eingeladen wurdest?
Natürlich, es war mein großer Traum, nach New York zu gehen und dort Musik zu machen sowie talentierte Musiker kennenzulernen. Natürlich war ich super aufgeregt, aber die Stadt gibt dir so viel Power und Energie. Da versucht man immer, das Bestmögliche aus sich rauszuholen.

Kannst du dir vorstellen, auch mal als Solo-Act auf Tour zu gehen?
Ich will schon ziemlich lange eine Solokünstlerin sein, weil ich das Singen und Gitarrespielen liebe. Allerdings kam alles erst in Gang, als ich meine Musiker – insbesondere Philippe Devin (mein Gitarrist und Music-Director), meinen Agenten in Frankreich und meine komplette Crew, die ich heute habe, kennengelernt habe. Es ist einfach nicht möglich, das alles auf eigene Faust zu bewältigen und ich liebe es, “die Fahrerin“ zu sein.

Wir haben dich am Ende deiner Deutschlandtournee in Mainz erlebt und haben dich auf der Bühne sehr energetisch wahrgenommen. Wie schaffst du es, deine Energie auf so einem hohen Level zu halten?
Leidenschaft und Durchhaltevermögen – außerdem schlafe ich sehr viel. Ich versuche immer mein Bestes zu geben. Jedes Mal, wenn ich für mein Publikum spiele, gebe ich alles.

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Nina Attal mit Philippe Devin

Du arbeitest ja schon länger mit deinem Gitarristen zusammen. Seid ihr ein Paar?
Wir waren mal ein Paar. Mittlerweile haben wir uns getrennt, aber das Projekt ist so wichtig für uns, dass wir es trotzdem schaffen, zusammenzuarbeiten um etwas Tolles zu bieten. In musikalischer Hinsicht sind wir immer noch ein Paar.

Ihr hattet in eurer Show kleine, witzige Choregraphien. Habt ihr sie euch selbst ausgedacht oder habt ihr einen Profi engagiert?
Nein, nein – das sind alles meine eigene Ideen. Wisst ihr, ich schaue eine Menge Videos, alte sowie neue, sodass ich sehr vom Tanz inspiriert bin. Ich liebe zum Beispiel Michael Jackson, James Brown und Bruno Mars. Mein Bruder ist Tänzer und zeigt mir auch manchmal Schritte. Das ist einfach meine „funky culture“.

Du bist schon viel herumgekommen. Hast du einen Lieblingsort, an dem du am liebsten auf der Bühne stehst?
New York ist toll, um afroamerikanische Musik zu spielen. Aber in Deutschland sind die Leute der Wahnsinn. Das Publikum ist toll und München liebe ich besonders.

Wo machst du am liebsten Musik, wenn du mal nicht auf der Bühne stehst?
Zuhause – In meiner Welt.

Bei deiner Musik haben wir uns gewundert, dass das Konzert in Mainz bestuhlt war. Wolltet ihr das oder der Veranstalter?
Das war definitiv nicht mein Wunsch – ich hasse Stühle! Zu meiner Musik muss man einfach tanzen!

(Übersetzung: sw)

Fotos: Bepopix (Titelbild), Cecilia Conan (Studio NY)

cd_ninaattal_whaCD „Wha“ (2014) Skip Records

Nina Attal live:
21.03. St. Ingbert/Jazzfestival
15.05. Rottweil/Jazzfest
16.05. Herford/MusikKontor

 

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