Interviews

„Ich will mich einfach kreativ ausleben“ – Interview mit Madeline Juno

Einige könnten sie noch vom ESC-Vorentscheid 2014 und ihren Songs „Error“ und „Like Lovers Do“ kennen. Seitdem hat sich viel getan in der Karriere von Madeline Juno. Die 25 jährige spielte viele Konzerte und brachte im Laufe der Jahre bereits drei Alben raus, nun folgt ihr viertes.

Foto: Danny Jungslund

Am 06. September 2019 war es so weit und „Maddy“ veröffentlichte ihr viertes Studioalbum „Was bleibt“. Sie öffnet darin ihr Herz und erzählt aus ihrem Leben. Mit Songs über Verlust, Depression und ihren Glauben ist es wohl das persönlichste ihrer bisherigen Alben. In unserem Interview erfahrt ihr, wie sie ihre Songs schreibt, was ihr dabei wichtig ist und was jetzt anders ist als bei ihren bisherigen Alben. Außerdem erfahrt ihr mehr über die Themen und Hintergründe ihrer Songs, was sie sich von der Zukunft erhofft und wovon sie sonst so träumt. Auf ihrer Tour im Oktober und November könnt ihr euch ihre neuen Songs live anhören.

„Was bleibt“ ist jetzt schon dein viertes Album. Gibt es etwas, das du bei diesem Album anders machen wolltest, als bei den bisherigen?

Ich fand es diesmal spannend, mich von klassischen Liebesbeziehungs-Themen fortzubewegen und Dinge anzusprechen, die mich generell als Mensch bewegen. Sei es meine eigene Beziehung zu meinem Glauben, der Sinn des Lebens, was kommt und geht und was im Leben überhaupt bleibt, Freundschaft…

Wer dich schon länger kennt, weiß, dass du früher mal auf Englisch gesungen hast. Dein drittes Album „DNA“ (2017) war dann auf Deutsch und jetzt bist du dabei geblieben. Was ist für dich das Besondere daran, auf Deutsch zu singen?

Ich mag es, diese direkte, unkomplizierte Verbindung zu meinen Fans zu haben und mich lyrisch hundert Prozent zu öffnen und auch mag ich, dass ich von wirklich jedem, egal welches Alter, verstanden werden kann, was auf Englisch ja doch noch ein bisschen anders ist.

Du schreibst deine Songs selbst und sie behandeln sehr persönliche Themen. Wie läuft bei dir der Songwriting-Prozess ab? Machst du dir im Alltag Notizen oder kannst du einfach einen Schalter umlegen und gezielt „dein Herz ausschütten“?

Mal so, mal so! Oft mache ich mir Notizen, wenn mir ein interessantes Wort in den Sinn kommt oder ein Satz, der mir auf der Zunge liegt, ein Thema, das mir auf dem Herzen liegt. Bei „Was bleibt“ habe ich überwiegend aber Themen verarbeitet, die nicht akut gerade im Raum standen, sondern habe Inspiration aus Dingen geschöpft, die mich in der Vergangenheit begleitet haben.

Deine Songs behandeln oft sehr ernste Themen, aber die Musik an sich klingt trotzdem fröhlich. Machst du das bewusst? Und wenn ja, warum?

Ja, das mache ich bewusst! Ich mag es, mit Kontrasten und doppelten Böden zu spielen… Meine Zuhörer audiovisuell auf eine falsche Fährte zu locken und lyrisch aber in die Tiefe zu gehen. Das macht das Songwriting spannender 🙂

Foto: Danny Jungslund

„Wenn es dich gibt“ ist ein Lied, in dem du dich mit Religion auseinandersetzt und in „Gib doch nach“ sprichst du über deine Verlustängste verknüpft mit Depressionen. Wie wichtig ist es dir, solche Themen anzusprechen?

Wahnsinnig wichtig. Ich sehe es inzwischen fast als meine persönliche Aufgabe, Themen wie diese in der Popmusik zu vertreten. Ich habe viele junge Fans, die wie ich, als ich in ihrem Alter war, Halt und ein bisschen Geborgenheit in Texten suchen, die sie weniger alleine mit ihren „Schwächen“ und Problemen fühlen lässt. Es gibt mir etwas, über meine Gedanken und Ängste zu schreiben und bestenfalls meinen Fans etwas zu hören, dass sie nicht alleine damit sind.

Du gehst ja ab Oktober auf Tour und wirst dein neues Album vorstellen. Wie geht es dir dabei, so offen über deine Probleme zu singen? Den Song „Borderline“ hast du ja bereits live gesungen. Fällt dir das schwer?

Überhaupt nicht. Ich genieße das absolut und liebe es in eine so persönliche Atmosphäre abzutauchen. Es ist etwas wahnsinnig Besonderes und ich fühle mich total privilegiert, das meinen Job nennen zu dürfen!

Was hast du für Erfahrungen gemacht, wie deine Fans darauf reagieren?

Sehr gute… Ich habe überwiegend extrem feinfühlige, offene und emotional „angeknipste“ Fans, die mit mir auch immer nach den Konzerten über die Texte sprechen wollen und das ist einfach mit das Schönste an dem, was ich täglich tun darf.

In „Grund genug“ und „Schwarz Weiss“ sprichst du über eine schmerzliche berufliche Trennung im Musik-Business. Wie bist du damit umgegangen? Welchen Rat würdest du jungen Nachwuchs-Musikerinnen mit auf den Weg geben?

Ich glaube, es ist ein langer und wichtiger Weg, den man gehen muss um die „richtigen“ Menschen an seiner Seite zu finden, die für einen da sind und umgekehrt genau so. Mir hat das wahnsinnig viel beigebracht. Ich glaube, man muss einfach ein bisschen vorsichtig sein, wem man vertraut und gleichzeitig nicht all zu viel von jeder beruflichen Beziehung erwarten.

Es gibt ja Menschen, die in schwierigen Lebenslagen auch Chancen sehen. Wie siehst du das?

Ich bin einer dieser Menschen, zumindest heute. Früher stand das Ende der Welt für mich immer nahe, sobald sich eine schwierige Lebenslage ankündigte. Aber heute weiß ich, wie wahnsinnig stark mich all diese Erfahrungen geprägt und eines Besseren belehrt haben.

Im Song „New York“ sprichst du davon, dass du eines Tages im Grand Plaza (Hotel) in New York leben und nicht mehr zurückkommen willst. Entspricht das wirklich deinem persönlichen Traum?

Ja, so ein bisschen. Es ist halb eine überspitzte Metapher für all meine Träume und Ziele und was man sich so für sein Leben wünscht, halb entspricht es auch meiner absoluten persönlichen Glorifizierung der Stadt New York. Ich stelle mir so gerne vor, eines Tages durch die Straßen New Yorks zu laufen und mich angekommen zu fühlen und einfach spaßeshalber zu sagen „ich gönn mir mal ‘ne Nacht im Plaza“ und in meinen eigenen kleinen Film abzutauchen, haha…

Was sind ansonsten deine Träume und was willst du noch erreichen?

Ich hab so vieles vor! Ich will mich einfach kreativ ausleben. Ich möchte mich noch mehr auf meine Writing-Karriere als Autorin für andere Künstler konzentrieren und gleichermaßen viel reisen, Konzerte spielen, ich will tätowieren lernen und fließend Russisch sprechen… Die Liste all meiner Wünsche ist endlos!

Dein Album heißt „Was bleibt“. Was bleibt denn?

Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich hoffe, zumindest die Musik. Egal was passiert, mit mir und der Welt… und wer weiß, wie wir in 50 Jahren Musik konsumieren?! Aber wenn dann irgendwann jemand in den 2060er Jahren mein Album entdeckt und sagt: „Krass… Guck mal früher haben die noch selber gesungen“, dann kann ich mit einem Schmunzeln im Gesicht nachts schlafen.

Madeline Juno – Was bleibt Tour 2019

23.10. Dortmund – FZW
24.10. Hannover – LUX
25.10. Osnabrück – Kleine Freiheit
26.10. Frankfurt – Zoom
27.10. Frankenthal – Gleis 4
29.10. Hamburg – Knust
30.10. Bremen – Lagerhaus
31.10. Berlin – Musik & Frieden
03.11. Dresden – Groovestation
04.11. Freiburg – Jazzhaus
05.11. München – Ampere
06.11. Köln – Club Volta
07.11. Stuttgart – ClubCANN

Auf Melodiva ist eine Review ihres Albums zu finden.

Review

Infos

(jd)