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Message in a video: Clips des Monats

In diesem Monat präsentieren wir euch drei Musikvideos mit ganz unterschiedlichen politischen Themen. Von Anti-Krieg des Duos Berge über Anti-Sexismus von Angèle bis zu Umweltschutz von der UN-Umweltbotschafterin Ellie Goulding. 

Berge: „Kein Grund für Krieg“

Kein Grund für Krieg – ein Titel, der kaum aktueller sein könnte. Nachdem Anfang des Jahres der Konflikt zwischen dem Iran und den USA zu eskalieren drohte und sich auf den sozialen Medien der Hashtag #WWIII verbreitete, lud das Duo Berge eine Live- und Akustikversion ihres Liedes „Kein Grund für Krieg“ auf YouTube hoch. Veröffentlicht wurde das Lied bereits im August zusammen mit ihrem Album „Für die Liebe“, doch nun war es für die beiden an der Zeit, das Thema nochmal direkt anzusprechen. Vor einem Panzer stehend singt Marianne Zeilen wie „Es gibt überhaupt keinen Grund für Krieg / auf diesem Planeten / den ich meine Heimat nenn‘“, begleitet von Gitarre und Backgroundgesang von ihrem Duo-Partner Rocco.

In der ersten Strophe des Songs wird ein Soldat angesprochen, der vermeintlich für den Frieden und die Werte kämpft – mit Blut an seiner Hand. Es wird die Ironie thematisiert, dass Frieden durch Krieg erreicht werden solle. Im Refrain singt sie, dass es keinen Grund für Krieg gibt und fordert dazu auf, die Welt im Frieden zusammenzubringen. Die zweite Strophe beschreibt, wie Raketen abgeschossen werden, um auf keinen Fall zu verlieren und wie einfach nur Befehle befolgt werden, für die Ehre, das Geld und den Stolz. Sie fragt nach, ob er das wirklich je gewollt habe. Nach einem weiteren Refrain, der erklärt, dass es keinen Grund für Krieg und Gewalt gibt, sondern man lieber in Frieden die Welt zusammenbringen solle, wird in der Bridge der Soldat aufgefordert, die Waffen aus der Hand zu legen und mit dieser ganzen Kraft lieber etwas Gutes zu schaffen. Mit den Zeilen „Leg deine Hände auf dein Herz / vielleicht fühlst du dann wie es schlägt / denn es schlägt nicht nur für dich“ wird die Bridge beendet und der Soldat – stellvertretend für die Kriegsführenden – aufgefordert, für die Gemeinschaft, statt nur sich selbst oder sein eigenes Land zu handeln.

Abschließend wiederholt das Duo noch zwei Mal den zu Zusammenhalt auffordernden Refrain und schließt ihr Video damit ab. Die Sängerin Marianne sagt über „Kein Grund für Krieg“: „Lasst uns gemeinsam ein wichtiges Zeichen setzen, denn jetzt ist die Zeit wieder füreinander und für die Freiheit einzustehen. Die Welt brennt, verändert sich und die Gemüter sind hitzig, aber Krieg ist und bleibt niemals eine Lösung! Lasst uns lieber einander besser verstehen und konstruktive Ideen finden“.

Ellie Goulding: „River“

Die britische Musikerin Ellie Goulding kann mit über 14 Mio. Instagram-Follower*innen auf eine große Fangemeinde schauen. Wenn sie etwas postet, wird es auf jeden Fall gesehen. Goulding nutzt das nicht nur für ihren eigenen Erfolg, sondern auch für größere Ziele, die uns alle angehen. Denn seit 2017 ist sie UN-Sonderbotschafterin für die Umwelt. Im Sommer 2018 war sie deshalb beim Local Ocean Trust in Watamu, Kenia zu Gast, und hat sich das lokale Schutzprogramm für Meeresschildkröten angeschaut. Dort werden Tiere behandelt und versorgt, die krank sind oder Plastik gegessen haben. Das Video wurde am World Sea Turtle Day am 16.6. gedreht, einem Tag, mit dem der World Wildlife Fund daran erinnert, dass diese majestätischen Tiere in Gefahr sind und dass in 30 Jahren mehr Plastik als Fische in unseren Ozeanen schwimmen werden, wenn wir nichts tun.

Diesem Problem widmet sie sich auch in ihrem neuesten Video, das sie kurz vor Weihnachten veröffentlicht hat. Darauf ehrt sie ihr großes Vorbild als Sängerin, Joni Mitchell, in dem sie ihren Song „River“ interpretiert, einen Song, der – obwohl kein Weihnachtslied – in den USA als moderner Xmas-Standard gespielt wird. Im Video zeigt sie, wie sie mit ihren Freund*innen an der Küste von Dungeness, England, Strandgut aus Plastik einsammelt und diesen schließlich einem etwas ganz besonderen Zweck zuführt.

“Shooting the video in Dungeness was beautiful but a timely reminder of how our precious coastline is under attack, including from plastic waste. Plastic stuff is everywhere at this time of year and as a material that lasts hundreds of years, we need to have a plan for it. We wanted to show something different and to incorporate a different type of Christmas message whilst creating something reusable and beautiful“, freut sich Goulding. Der Weihnachtsbaum wurde im Anschluss der Village Prep School in London zur Adventszeit gespendet, bevor er wieder abgebaut und für künftige Projekte weiterverwendet wird.

Das Video wurde bereits über 2 Mio. mal angeschaut – und auch wenn wir jetzt vielleicht keine Lust mehr haben, Lieder über die Weihnachtszeit zu hören, ist es doch eine gute Erinnerung daran, dass wir etwas gegen das Plastik im Meer tun können (hier kannst Du z.B. das Projekt Ocean Cleanup unterstützen).

Angèle – „Balance Ton Quoi“

Mit über 61 Millionen Aufrufen auf YouTube verbreitet das 2019 erschienene Musikvideo der belgischen Künstlerin Angèle eine wichtige (neu-)feministische Forderung: „Balance Ton Quoi!“ – auf Deutsch ungefähr zu übersetzen mit „Bekomme deine Hormone in den Griff!“ oder „Reflektiere dein Handeln!“.

In eindrücklichen Szenarien und Situationen werden in dem Video Themen wie Sexismus, Rassismus und die #MeToo-Bewegung angesprochen. Beispielsweise sind Women of Color zu sehen, deren Haare und Körper in der Modelbranche ohne zu fragen angefasst werden. Eine Kombination von Sexismus und Rassismus, bei der einem alles vergeht.

Besonders im Mittelteil des Musikvideos übt sie Gesellschaftskritik. Als in der imaginären „Anti-Seximus-Akademie“ ein Schüler fragt, ob man Frauen anfassen darf, auch wenn sie „Nein“ sagen, lautet die Antwort: „Nein heißt Nein.“ – Eigentlich selbstverständlich, sollte man meinen und sich gelangweilt fragen„Ist das etwa was Neues?“. Doch für einige ist es das immer noch. Und solange es diese Menschen – egal welchen Genders – gibt, die keine Grenzen respektieren, muss es auch immer wieder gesagt werden. Angèle verpackt diese Botschaft auf humoristische und leicht verständliche Weise in ihrem auch musikalisch sehr gelungenen Song.

Angèles erstes Album, Brol, erschien im Oktober 2018. Ihre ersten Konzerte gab sie in Cafés der Brüsseler Region. Es folgte 2018 die erfolgreiche Veröffentlichung einiger Singles im französischsprachigen Raum. Ella Fitzgerald und Hélène Ségara sind ihre großen Vorbilder.

(jd/ms/jg)