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Message in a video – Clips des Monats

Es gibt viele nichtssagende Musik-Videos im Internet zu sehen. Texte, die kein Mensch braucht, Musik, die nicht berührt, die immer gleichen Bilder. Wir haben einige Clips entdeckt, die wir bemerkenswert finden und stellen sie euch im Folgenden vor.

Fletcher: „Undrunk“

Warum wird von mir erwartet, dass ich mich öffentlich erkläre, wenn ich als Frau Frauen liebe oder als Mann Männer? Warum muss ich mich überhaupt „outen“? Wer bestimmt, was „männlich“ und „weiblich“ ist, was als „normal“ betrachtet wird? Warum müssen wir uns überhaupt in ein binäres System zwängen? Diese Fragen stellt die 24jährige Musikerin FLETCHER nicht erst bei der Vorstellung ihres neuen Videos „Undrunk“.

Schon Cari Fletchers Debüt-Single „War Paint“ (2015), die 20 Mio. mal gestreamt wurde, hatte eine starke Botschaft. Darin sang sie davon, wie wichtig es sei, für seine/ihre Identität und Liebe zu kämpfen: „Be who you are and love who love. Put your war paint on and don’t ever stop fighting for what you believe in.“ 2016 folgte ihre erste EP „Finding Fletcher“, ihre Single-Auskopplung „Wasted Youth“ erreichte Platz #1 der Billboard Emerging Artists Charts. In ihrem neuen Song „Undrunk“ singt sie – passend zum gestrigen Valentinstag (!) – vom Trennungsschmerz und der Sehnsucht nach einer jungen Frau. Es ist eine Liebe, die sie am liebsten rückgängig machen würde:

Wish I could get a little un-drunk so I could un-call you
At 5 in the morning, I would un-fuck you
But some things you can’t undo
I wish I could un-kiss the room full of strangers
So I could un-spite you, un-lose my temper
But some things you can’t undo
And one of them’s you“
.

Wer wollte sich nicht schon mal „ent-lieben“, nachdem eine Liebe zu Ende gegangen ist oder unerfüllt blieb? „Wenn Liebe ein Gift wäre, würden wir sie trotzdem trinken, weil sie wie eine Sucht ist“, erklärt die junge Künstlerin aus New Jersey zu Beginn des Films. Und auch wenn sie davon genervt ist, dass es gesellschaftliche Erwartungen wie ein öffentliches Coming Out in unserem Jahrhundert noch gibt, möchte sie mit ihrem Video ein klares Statement abgeben,  dass es ganz „normal“ sei, wenn zwei Mädchen sich lieben. Und sie ermutigt, darüber zu reden: „It’s really important to just be talking about sexuality, because the more we talk about it and it’s normalized, the more the next generation will never have to come out. It’s so stupid that people have to even come out. The more we talk about it, the less in the future that will have to happen.” Dass Fletcher (trotz ihres Coming Outs) eine große Zukunft vor sich hat, stellte jüngst das People-Magazine heraus: es nannte sie die “Jennifer Lawrence of Music”. Die Tribute von Panem-Hauptdarstellerin war 2013 bereits im Alter von 23 in der Times-Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten aufgeführt und ist bekennende Feministin. Fletcher wandelt also in großen Fußstapfen.

 

 

Alice Phoebe Lou: „Skin Crawl“

ALICE PHOEBE LOU ist eine junge Musikerin aus Südafrika. Im Musikvideo zu ihrem neuen Song „Skin Crawl“ konfrontiert sie uns mit einem Thema, das ernster nicht sein könnte. Es handelt sich hierbei um ein traumatisches Ereignis aus ihrem Leben, welches sie durch den Song verarbeitet und nun an uns weitergeben will. Nach einem Konzert ging sie mit ein paar Leuten in eine Bar und bekam K.-o.-Tropfen in ihr Getränk gemischt. An die nächsten paar Stunden kann sie sich nicht mehr erinnern. Als sie wieder zu sich kam, war ein fremder Mann bei ihr. Zum Glück realisierte sie relativ schnell, dass sie sich in Gefahr befand und rannte, so schnell es ihre Beine erlaubten.

Ein paar Tage später ging sie wieder alleine aus, weil sie verhindern wollte, dass die Angst, die sie seit dem Erlebnis verspürte, sie und ihr Leben zu sehr kontrollieren würden. Doch ganz so sicher fühlte sie sich nicht mehr. Jede noch so kleine Form der sexuellen Belästigung fiel ihr nun auf und beschäftigte sie. Die Wut, die sich dadurch in ihr sammelte, packte sie in ihren neuen Song „Skin Crawl“. Ihre Message ist klar: wir alle müssen für eine Welt sorgen, in der jeder Mensch das beste dafür tut, dass sich der andere wohl und sicher fühlt. „Cosy & safe & equal“.

In ihrem Musikvideo dreht sie die Rollen um. Hier ist nicht sie es, die benutzt wird, sondern sie ist es, die Männer benutzt. Bildlich und humoristisch dargestellt fungieren sie (im Musikvideo sind es ihre Freunde) als Regal, als Tisch, als Aschenbecher. Wichtig ist es ihr auch zu sagen, dass sie sich mit der Botschaft nicht gegen Männer im Allgemeinen wendet, sondern gegen das Patriarchat, Frauenfeindlichkeit und das Verhalten mancher Männer, das ihr und anderen Frauen schon so viel Leid zufügte.

 

 

Karmic: „Warriors“

Du bist niedergeschlagen? Irgendwas hat Dich heute geärgert? Du hattest einen schlechten Tag? Dann können wir Dir KARMICS neues Video „Warriors“ empfehlen. Das ElectroPop-Quartett aus Los Angeles besteht aus den Sängerinnen Laura Baruch und Kylee Katch, der aus Österreich stammende Multiinstrumentalist und Produzent Peter Kastner und der Produzent Sam Murphy komplettieren die Band. Für ihr Video haben sich die beiden Musikerinnen mit einem Haufen Freundinnen zu einer Horde „Kriegerinnen“ zusammengerauft und fordern darin die längst überfällige Gleichberechtigung:

Sat up in this battle for too long
Time to take what we deserve now
Sick and tired of being shut down
Cause you can’t handle what we’re made of
And we won’t stop now
You can’t hold us down
The ceiling’s already shattered
And we won’t stop now

Dem ist nichts hinzuzufügen!

Du kennst noch weitere Videos, die Du gern anderen empfehlen würdest? Dann schreib uns eine Mail mit dem Link zum Video.

(jl/ms)