Im März dieses Jahres erschien nach einer mehrjährigen Pause das neue Album von Mia. Die vierköpfige Berliner Band, rund um die Frontsängerin Mieze Katz, wurde bereits 1997 als Schülerband gegründet und ist seit dem 2002 veröffentlichten Album „Hieb & Stichfest“ nicht mehr aus der deutschsprachigen Popmusik wegzudenken. Mit jedem der sechs bisher veröffentlichten Alben beweist die Elektropop-Band, dass sie sich immer wieder neu zu erfinden vermag, und es ihr gleichzeitig gelingt, den unverwechselbaren Sound aus einer Mischung aus elektronischer Tanzmusik und poppig bis rockigen Rhythmen beizubehalten. Durch die besonderen Beats und die poetischen Texte vermag Mia es zudem, sich deutlich von der die Charts dominierenden deutschsprachigen Popmusik abzugrenzen.
Dennoch hat sich der Stil der Band in den letzten Jahren leicht verändert. Auf das erste, eher rockige und mit provokanten Texten versehene Album, folgten die CDs mit den bisher erfolgreichsten Songs der Band, auf denen tanzbare und elektronische Beats dominieren. Lieder wie „Tanz der Moleküle“ (2006) oder der mit über 6 Mio. Streams bei Spotify (Stand 04.2020) bekannteste Song „Hungriges Herz“ (2004) sind vermutlich vielen heute noch gut im Gedächtnis.
Das nun erschiene Album „Limbo“ ist ruhiger und etwas erwachsener, versprüht dennoch die für die Band typische Lebensfreude. Die 11 Tracks sind Lieder aus der typischen Mischung aus Rock, Pop und Elektronik. Zudem sind sie eingängig und zum Großteil recht fröhlich und optimistisch, auch solche, die Themen der Trennung oder Nostalgie beinhalten. Das dominierende Thema des Albums ist in erster Line das Loslassen bzw. das Loslegen und dabei alle Sorgen über Bord werfen. Das mit dem Produzenten Mic Schröder entworfene Album enthält aber auch Songs, die reflektieren und Fragen danach stellen, wie die Zukunft aussehen soll.
„Immer wenn ich dich seh“ ist eine Liebeserklärung, die von der Sehsucht nach Sorglosigkeit und dem Wunsch nach Wärme und Sonne handelt, wobei diese auch erfüllt werden durch das Zusammensein mit einem geliebten Menschen. „Immer wenn ich dich seh kommt die Sonne raus.“
Über den Song „Reisen“ sagt die Band selbst: „Alles anhalten und die Gedanken auf Reisen schicken, klingt so, als hätten wir einen #stayhome – Song geschrieben. Haben wir tatsächlich auch, aber eben für eine andere Zeit und in einer anderen Zeit.“ Der Song passt wirklich perfekt in die aktuelle Phase, in der bestimmt jeder schon einmal von der für uns bisher als selbstverständlich wahrgenommenen Freiheit überall hinreisen zu können geträumt hat. Die Worte des Refrains „Alles hält an, kann alles warten, bis ich morgen wieder komm. Ich klinke mich aus, lasse mich treiben, lehn mich zurück, schick die Gedanken auf Reisen.“ sind also wie gemacht für die jetzigen Monate.
Auch wenn mich persönlich die Lieder nicht auf die selbe Art und Weise berühren, wie die der Alben „Zirkus“ (2006) oder „Willkommen im Club“ (2008), verbreiten sie eine schöne Atmosphäre und lassen die Hörer*innen mit einem guten Gefühl zurück, was gerade in Zeiten der Coronakrise das Album definitiv hörenswert macht.
CD,2020,11 Tracks, Label: Four
(lw)