„I am no mother, I am no bride – I am king” – dies ist das Mantra der neuen Single “King” von Florence + the Machine, die vor Kurzem überraschend veröffentlicht wurde.
Mit eindrucksvollen Bildern, einfachen, aber prägnanten Choreographien und einem mystischen Setting zeichnet Florence eine Geschichte von Selbstbestimmung, Selbstermächtigung und schwierigen Entscheidungen.
Ein König herrscht über ein Königreich – dieses Königreich ist in dem Musikvideo aber auffallend verlassen und abweisend. Es beginnt in einem riesigen, aber leeren Raum – darin befinden sich nur Florence und ein Mann. Am Ende der ersten Strophe bricht sie ihm das Genick – ein Sinnbild, dass sie sich von ihren Vorbildern lösen musste. Die Künstlerin selbst sagt, sie hatte fast ausschließlich männliche Künstler zum Vorbild und befindet sich nun an einer Stelle, an der sie Entscheidungen treffen muss, mit denen diese Künstler sich nie befassen mussten.
Dass diese Einflüsse sie aber natürlich nicht loslassen, merkt man – der Mann verfolgt sie weiter, bis Florence von Frauen umgeben und wie durch eine Wand abgeschirmt wird. Diese Frauen verlassen sie den Rest des Musikvideos auch nicht mehr, sie wirken wie eine dauerhafte Erinnerung an die Gedanken und Entscheidungen der Sängerin.
Was dabei auffällt, sind die Bänder, die den Tänzerinnen um den Hals gebunden sind – sie wirken wie ein Halsband, wie eine Einschränkung ihrer Freiheit. Eine Erinnerung an die Konfrontation, der Florence sich als Frau in unserer Gesellschaft gegenübersieht und auch die Konfrontation der eigenen Gefühle, ein hin- und hergerissen Sein zwischen ihrer Identität und ihrer Wünsche.
Am Ende des Videos sieht man das leere Gebäude, die Frauen drehen sich davor weiter im Kreis, während zeitgleich Männer mit Musikinstrumenten in der Luft schweben – ein Sinnbild dafür, wie sich tourende Musikerinnen mit fortschreitendem Alter mit gewissen Fragen wie eben der Kinderfrage auseinandersetzen müssen. Ihre Uhren drehen sich weiter, während dies für tourende Männer nicht zwingend eine so dringende Frage darstellt.
Doch Florence löst sich von diesen Vorstellungen, die ihr von der Gesellschaft auferlegt werden – sie schwebt über ihren Untertanen und erweckt einen gottgleichen Anschein, sie herrscht über ihre Untertanen, verfolgt ihre eigenen Ziele und Sehnsüchte. Ihr bleibt noch viele Raum, ihr Königreich zu füllen.
Das gesamte Musikvideo spielt mit Anspielungen auf das Christentum – ihre marienähnliche Erscheinung sowohl äußerlich als auch von ihrer Körpersprache – und Hexengeschichten – wie Florence über ihrem Hofstaat schwebt, durch das Fenster davonfliegt oder starre Körper schweben lässt. Es erzählt eine Geschichte von Normen, welchen sie sich nicht beugt, von Selbstakzeptanz und der gewonnenen Macht, sich niemandem unterordnen zu müssen.
Denn Florence ist keine Mutter. Sie ist keine Braut. Sie ist König. Ein König, der unabhängig der Erfüllung geschlechtsspezifischer Normen von seinem Volk – Florences Fans – verherrlicht wird. Ein König, der letztendlich die Macht in seiner Hand hält, über seine eigene Zukunft zu entscheiden.
„King“ ist die erste Veröffentlichung der Band seit „Call me Cruella“ Anfang 2021 für die Disney Produktion „Cruella“. Florence + the Machine ist eine englische Band. Besonders herausragend ist Florences Songwriting: gefüllt mit vielen Metaphern und Assoziationen, stechen ihre Texte hervor, hinterlassen die Hörenden mit Gänsehaut und schaffen zuweil eine düstere Stimmung.
Die Band ist seit 2007 aktiv und hat einiges an Erfolgen vorzuweisen: mehrere Grammy Nominierungen und renommierte Preise wie unter anderem den Brit Award oder den MTV Video Music Award.
Alle vier bereits veröffentlichten Alben von Florence + the Machine wurden auch in den Charts platziert – es ist also kein Wunder, dass die Band mit der neuen Single erneut abliefert und eine Hymne für alle schafft, die auch keine Mutter, keine Braut, sondern König sind.
(jf)